Amazon Fire Phone Test: Bedienung

Design, Menüführung und Display des Fire Phones im Check

SMARTWEB Test vom 27.10.14, Ingo Hassa

Wie schon bei seinen anderen Hardware-Produkten macht Amazon beim Fire Phone konsequent sein eigenes Ding. Zwar basiert das von Amazon entwickelte Fire OS technisch auf Android, in Sachen Look und Bedienung hat es aber nichts mehr mit dem Vorfahren zu tun - für Android-Anhänger und Apple-Jünger ist also erstmal Einarbeitung angesagt.

Mit einer Bildschirm-Diagonalen von 4,7 Zoll setzt Amazon bei seinem Smartphone-Erstling auf die gleiche Display-Größe wie Apple beim aktuellen iPhone 6. Allerdings fällt das Fire Phone mit einer Tiefe von 8,9 Millimetern und einem Gewicht von 160 Gramm ungleich klobiger aus als der Highend-Konkurrent. Aber: Gut in der Hand liegt es dennoch.


Smartphone Check Logo

Bedienung

  • reaktionsschnell
  • flüssige Bedienung
  • hochwertiges HD-Display
  • kein Full HD-Display
  • Bindung an Amazon-Dienste
  • OS kaum anpassbar
  • nicht staub- und wasserdicht

Fire Phone mit solidem Design und starkem Schirm

Ein Grund für die 31 Gramm Gewichtsunterschied zu Apples aktuellem Flagschiff ist nicht zuletzt die Geräterückseite, die nicht aus Kunstoff oder Aluminium gefertigt ist, sondern wie die Displayabdeckung aus dem bruchsicheren Gorilla-Glas. Während die Gerätetasten passgenau in den Aluminiumrahmen des Smartphones eingefügt sind, ist zwischen den Glasflächen und Rand ein hauchfeiner Spalt auszumachen - ein potentieller Staubfänger mit fühlbaren Kanten. Unterm Strich gibt es an der Verarbeitung aber dennoch wenig zu mäkeln.

Beim Design hat sich Amazon offenbar an nüchternem Minimalismus versucht - mit durchwachsenem Ergebnis. Negativ fallen vor allem die vier Extra-Kameralinsen an der Frontseite auf, die deutlich sichtbar an den Gerätecken platziert sind. Diese werden für die Headtracking-Funktion des Fire Phones benötigt, ästhetisch sind sie aber kein Gewinn. Über- und unterhalb des Screens hat Amazon zudem viel Platz gelassen. Geschmacksache, zumal so genug Raum für die physische Home-Taste des Fire Phones bleibt.

Das LCD-Display des Fire Phones bringt es auf eine Auflösung von 1.280 x 780 Bildpunkten, "echte" HD Darstellung ist also nicht drin. Nichtsdestotrotz macht der Smartphone-Screen sofort einen hochwertigen Eindruck. Das Bild ist scharf (331 ppi Pixeldichte), farbstark und bietet einen sehr guten Blickwinkel - auch bei schräger Draufsicht bleibt die Darstellung nahezu optimal erkennbar.


Ein schneller Schwenk ruft das Menü mit Schnellaktionen auf

Von dem guten Blickwinkel profitiert dann auch eines der groß angepriesenen Features des Amazone Smartphones - die "Dynamic Perspective"-Darstellung. Mithilfe des oben bereits angesprochene Headtrackings macht Amazon den klassischen 2D-Screen nämlich zum dreidimensonalen Guckkasten: Wer schräg auf das Display sieht, kann so beispielsweise "hinter" Menü-Icons und in die Ecken außerhalb des Bildschirmrandes spähen.

Außerhalb von einigen speziell darauf ausgerichteten Spiele-Apps ist die Dynamic Perspective derzeit aber eher nicht viel mehr als eine - zugegeben durchaus schicke - Dreingabe, die in der Praxis herzlich wenig zur Handhabung des Smartphones beiträgt.

Anders sieht das bei den zusätzlichen Steuerungsmöglichkeiten über den Beschleunigungs-Sensor des Geräts aus. Wer das Fire Phone beispielsweise kurz in der Hand schwenkt ("Swivel"), gelangt direkt auf das Schnellaktionen-Menü mit den wichtigsten Grundfunktionen (Bildschirm-Helligkeit, Flugmodus, Suche etc.). Über ein Kippen nach rechts oder links wiederum lassen sich Kontext-Menüs mit zusätzlichen Informationen und Bedienelementen ausklappen, die sonst per Fingerwischer vom Bildschirmrand her aufgerufen werden.

Durch Neigen des Smartphones schließlich kann unter anderem im Browser und der Kindle E-Book-App automatisch hoch- oder heruntergescrollt werden. An anderen Stellen, wie etwa den App-Übersichten und Einstellungs-Menüs funktioniert dies wiederum nicht - in diesem Punkt erscheint das Feature etwas inkonsequent umgesetzt.

Alles anders, alles Amazon

Wer sich das Fire Phone zulegt, sollte sich auf jeden Fall auf eine gewisse Eingewöhnungszeit einstellen. Zwar basiert das installierte Fire OS im Kern auf Android, Amazon hat das Google-Betriebsystem aber von Grund auf umgekrempelt und komplett auf die eigene Design-Philosophie umgemünzt.

Mit den nebeneinanderliegenden, durch Wischen "durchblätterbaren" Homescreens beispielsweise ist es komplett vorbei. Stattdessen bietet Amazon zwei Ausgangs-Bildschirme an - die App-Rasteransicht und die Karussell-Ansicht. Während erstere alle installierten Apps in einer scrollbaren Übersicht auflistet, sind im großformatigen Karussell alle wichtigen und gerade geöffneten Anwendungen und Dokumente angepinnt. Darunter werden zu jedem Objekt passende Zusatzinformationen eingeblendet, beispielsweise Live-Updates, Schnellzugriffe oder App-Empfehlungen von Amazon.

Und gerade mit seinen Empfehlungen geizt Amazon eigentlich nie. Ganz im Gegenteil: Frisch geladene App? Empfehlungen für Produkte aus dem Amazon App-Shop. E-Book? Empfehlungen aus dem Amazon Kindle-Shop. Song aus der eigenen MP3 Bibliothek? Empfehlungen aus dem Amazon Musik-Shop. Und so weiter. Und so weiter...

Ein anderer Wermutstropfen: Zwar ist der Amazon App-Shop mittlerweile recht gut bestückt und die meisten gängigen Apps vorhanden, mit der Masse der über den Google Play Store verfügbaren Anwendungen kann das von Amazon kuratierte Angebot allerdings nicht ansatzweise mithalten. Zwar lassen sich auf dem Fire Phone über Umwege auch fremde Android-Apps installieren - dass diese dann auch einwandfrei laufen ist aber nicht garantiert.

Aller Restriktionen und Gimmicks zum Trotz geht das Bedienkonzept im Großen und Ganzen aber dennoch auf - nach der mentalen Umstellung gestaltet sich das Handling nämlich doch überraschend angenehm. Das OS bietet dabei einen eigentümliche Mix aus Verspieltheit und Vereinfachung - Fans des nüchternen Stock-Androids und tiefer Eingriffsmöglichkeiten ins System werden mit dem Fire Phone aber kaum glücklich werden.

Bereich und Gewichtung Kriterien Testurteil weitere Infos

Bedienung und Display

Gewichtung 40%

  • äußeres Design, Verarbeitung
  • Menüführung, Bedienfreundlichkeit
  • Reaktionsfreudigkeit, Farbdarstellung

82/100

Bedienung

Funktionen und Ausstattung

Gewichtung 40%

  • Leistung Hardware-Komponenten
  • Eigenschaften, Funktionen im Detail
  • Akku: Austauschbarkeit und Leistung

86/100

Ausstattung

Kamera

Gewichtung 20%

  • Kameraeinstellungen- und Funktionen
  • Bild- und Videoqualität

80/100

Kamera

Gesamtwertung

alle

83/100

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