Huawei Mate 10 Pro Test

Nobles Highend-Smartphone mit Leica Dual-Cam

SMARTWEB Test vom 04.02.2018, Stefanie Österle

Das Huawei Mate 10 Pro soll sich mit den ganz großen Smartphones auf dem Markt messen - mit dem iPhone X, dem Galaxy S8, dem Google Pixel 2. Ein bloßer Blick auf das Datenblatt reicht aus, um zu erkennen, dass es sich bei Huaweis aktuellem Flaggschiff um ein echtes Prunkstück handelt. Ob sich das auch im Praxistest bestätigt?

Huawei Mate 10 Pro
"exzellent"
95/100
Stand: 29.01.18

Einschätzung

  • modernes Volldisplay, schönes Design
  • großzügiger Arbeits- und Gerätespeicher
  • starke Performance mit KI
  • 4.000 mAh großer Akku
  • Dual-SIM-Funktion
  • Speicher via microSD nicht erweiterbar
  • Fotos verlieren Details bei wenig Licht

Applaus für Huawei: Das Mate 10 Pro überzeugt mit seiner hochwertigen Verarbeitung, seinem stylishen Design, seiner leistungsstarken Technik und der mit Leica entwickelten Dual-Kamera. Das Randlos-Display rundet die Highend-Ausstattung gekonnt ab.

Ziemlich genau ein Jahr nachdem Huawei das Mate 9 in die Läden brachte, fährt der Telekommunikationsausrüster aus China den nächsten Ableger der Edel-Serie auf. Schon der Vorgänger wusste im SMARTWEB Praxistest insbesondere mit seiner Verarbeitung und der großartigen Kamera zu überzeugen (Mate 9 im Test). Nun ist es an der Zeit für das 10er-Smartphone zu zeigen, ob den hohen Erwartungen gerecht wid. Kann es Konkurrenten wie dem iPhone X und dem Samsung Galaxy Note 8 das Wasser reichen?

An dieser Stelle werfen wir noch die Frage nach dem Preis auf. Zu seinem Verkaufsstart im November 2017 mussten Käufer für das Huawei Mate 10 Pro satte 799 Euro hinblättern und sind dabei - im Hinblick auf die Preisempfehlungen der Smartphone-Kontrahenten - vergleichsweise glimpflich davon gekommen. Das iPhone X schlägt dagegen mit mehr als 1100 Euro zu Buche.

SMARTWEB Test-Fazit

Huawei braucht sich mit seinem neuen Edel-Flaggschiff gewiss nicht zu verstecken. Das chinesische Unternehmen setzt auf eine typische Erfolgsformel mit einem hochwertig verarbeiteten und attraktiven Gehäuse, einer kraftvollen Performance mit KI unter der Haube und einer ordentlichen Dual-Kamera. Letztere hat zwar mit einigen Schwächen hier und da zu kämpfen, konnte sich im Test insgesamt aber doch mit ihren zahlreichen Features beweisen. Der Smartphone-Riese hat es geschafft, alle wichtigen Ausstattungsmerkmale im Mate 10 Pro zu vereinen und kann mit vielen Extra-Funktionen punkten.

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Wasserdichtes Glasgehäuse ohne Klinkenbuchse

Das Huawei Mate 10 Pro besticht mit seinem stylischen Design und seiner edlen Verarbeitung. Huawei ist es gelungen, das für die Mate-Reihe typische 6,0 Zoll Display in ein handliches und modernes Gewand aus Glas einzubauen. Das Gerät schmiegt sich mit seinen geschwungenen Kanten auf der Vorder- und Rückseite komfortabel in die Hand und lässt sich dank der extrem schmalen Rändern auch noch einhändig bedienen. Mit den Maßen 154,2 x 74,5 x 7,9 mm und einem Gewicht von 178 g ist das Gerät weder zu groß noch zu schwer.

Auf der hinteren Seite des Mate 10 Pro befindet sich die Dual-Kamera, die von leicht hervorstehenden Rändern umrahmt wird - das wiederum sorgt für eine eher gewöhnungsbedürftige Haptik, wenn man zufällig auf der Suche nach dem Fingerabdrucksensor dort landet. Jener befindet sich im Übrigen unmittelbar unter den Kameralinsen. Nach Registrierung der eigenen Fingerabdruck-ID können mit dem Scanner über die Bildschirm-Entsperrung hinaus Fotos und Videos aufgenommen, Anrufe angenommen, der Wecker abgeschaltet, das Benachrichtigungsfeld angezeigt und die Bildergalerie durchsurcht werden. Diese Funktionen lassen sich tadellos nutzen und auch die Entsperrung erfolgt schnell und zuverlässig.

Auch was die Schutzmaßnahmen für das Gerät betrifft hat Huawei mitgedacht. Das Mate 10 Pro ist nach IP67 zertifiziert und ist somit vor Spritzwasser, Wasser und Staub geschützt. Dafür haben die Chinesen allerdings ihre Chance verpasst, die Option zur kabellosen Aufladung zu integrieren - trotz der Rückseite aus Glas. Käufer müssen sich zudem nicht nur von der Idee der drahtlosen Ladefunktion verabschieden, sondern auch von der Klinkenbuchse. Huawei verzichtet hier auf einen separaten Anschluss für Kopfhörer und legt dem Lieferumfang stattdessen einen 3,5mm-Kopfhörerbuchsenadapter für USB Type-C bei.

Randlos-Display mit brillanten Farben

Der Bildschirm des neuen Huawei-Flaggschiffs hat es in sich. Die Chinesen verbauen ein großes 6,0 Zoll OLED-Display und verabschieden sich von der IPS-LCD-Technologie des Vorgängers. Selbstverständlich kommt das FullView-Display auch im 18:9-Format daher und macht das Beste aus der gebotenen Bildschirmfläche. Um Inhalte möglichst scharf darzustellen, setzt der Hersteller mit Full-HD-Plus auf satte 2.160 x 1.080 Pixel. Gepaart mit einer Dichte von 402 Pixel pro Zoll geht die Rechnung für Huawei auf: Das Display besticht mit seiner Schärfe und sorgt noch ganz nebenbei mit einer maximalen Helligkeit von 443 cd/m² sowie der HDR10-Technologie für starke und gesättigte Farben. Auch bei direkter Einstrahlung von Sonnenlicht lässt sich der Bildschirm nicht unterkriegen und stellt Inhalte gut lesbar dar. Um die Müdigkeit der Augen zu mildern, wird außerdem noch ein Schon-Modus bereitgestellt, der das blaue Licht herausfiltert und das Display stattdessen merklich gelb färbt.

Als Betriebssystem kommt Android Oreo 8.0 zum Einsatz und wird wie gewohnt von der eigenen Benutzeroberfläche EMUI - hier in der Version 8.0 - etwas angepasst. Zur Navigation stehen dem Nutzer On-Screen-Tasten zur Verfügung, die mit ein paar einfachen Griffen in den Einstellungen auch verschwinden können. Ansonsten verzichtet Huawei auf das typische App-Menü und ordnet alle Apps stattdessen standardmäßig auf dem Homescreen an. Wer das Bedürfnis verspürt dies zu ändern, kann den App-Drawer über die Einstellung "Startbildschirmstil" zurückrufen.

Viel Power, viel Speicher und viel Akku

Unter der Haube sorgt der leistungsstarke und neue Kirin-970-Prozessor von HiSilicon für eine tadellose Performance. Insgesamt acht Kerne verrichten hier ihr Werk, von denen vier mit bis zu 2,36 GHz und die restlichen vier mit 1,8 GHz takten. Verantwortlich für die Geschwindigkeit und den geringeren Stromverbrauch ist neben der angewendeten 10-nm-Technologie auch der 12-Core-Grafikprozessor. Das Mate 10 Pro lässt sich einwandfrei bedienen, auch nach stundenlangem Abspielen von Videos oder Spielen sind keine schwachen Momente zu verzeichnen. Sicherlich wird auch der von Haus aus üppig bemessene Arbeitsspeicher mit 6 GB seinen Beitrag dazu geleistet haben. Hinzu gesellt sich noch ein Gerätespeicher mit satten 128 GB. Für die meisten Nutzer sollte die Kapazit völlig ausreichend sein, wer sich aber noch mehr Platz im Speicherdepot wünscht, wird leider enttäuscht - eine Erweiterung per microSD-Karte ist nicht möglich.

Beim Akku hat Huawei noch eine Schippe draufgelegt und stattet das Mate-Smartphone mit einer ansehnlichen Energieversorgungsquelle aus. Ganze 4.000 Milliamperestunden Kapazität stecken im Li-Ionen Akku. Allein damit können Käufer sowohl bei der Verwendung des Geräts im Alltag als auch bei anspruchsvolleren Tätigkeiten von einer sehr langen Laufzeit profitieren. Der Spaß hört hier aber noch nicht auf, denn obendrein sorgt auch die Akku-schonende Technik für Abhilfe. So lässt sich das Smartphone beispielsweise mit Safe SuperCharge schnellladen und ist nach einer kurzen Ladezeit schon für eine lange Zeit einsatzbereit. Darüber hinaus wurde das Schnellladesystem mit seinem 15-lagigen Sicherheitsnetz vom TÜV Rheinland zertifiziert. Auswechseln lässt sich der eingebaute Akku allerdings nicht.

Intelligenzbestie dank unabhängiger NPU?

Als eigentlichen Star der Show preist Huawei die Neural Processing Unit, kurz NPU, des Mate 10 Pro an. Diese versorgt das Flaggschiff mit künstlicher Intelligenz und soll vor allem für eine schnellere und personalisierte Nutzung sorgen. Der Clou: Die NPU verrichtet ihr Werk unabhängig von ihrer Konnektivität zur Cloud und verarbeitet stattdessen alle Daten direkt auf dem Gerät. Die gesammelten Informationen werden dann in einem geschützten Bereich gelagert und nur zurate gezogen, wenn sie erforderlich sind.

Was bedeutet das für den Nutzer in der Praxis? Zum einen unterstützt die NPU die Regulierung des Energieverbrauchs, indem die individuelle Gerätenutzung erfasst und so angepasst wird, dass möglichst viel Strom eingespart wird. Zum anderen können Käufer aus einer effizienten Bild- und Texterkennungsfunktion ihre Vorteile ziehen. Die vorinstallierte Translator-App von Microsoft ist in der Lage, Texte mit der Kamera in Echtzeit und ohne Internet-Verbindung in über 50 Sprachen zu übersetzen. Auch der Kamera wurden zusätzliche Features spendiert, die Gebrauch von der künstlichen Intelligenz des Geräts machen. Bei der Aufnahme von Fotos analysiert das Mate 10 Pro rund 30 Bilder pro Sekunde und ist so imstande, das anvisierte Motiv eigenständig zu identifizieren und entsprechende Anpassungen vorzunehmen.

Ob es sich bei dem KI-Support wirklich um ein ausschlaggebendes Argument zum Kauf handelt, lässt sich bezweifeln. Die sofortige Übersetzung von Text ist mittlerweile auch über die Übersetzer-App von Google möglich, während die Resultate der Motiverkennung solide, aber nicht bahnbrechend sind. Weitaus vielversprechender sind die Auswirkungen, die die AI-Einheit auf die Laufzeit und Performance des Smartphones hat.

Smarte Features und Desktop-Modus

Um die Nutzung des Geräts noch komfortabler zu gestalten, wurden im Mate 10 Pro einige smarte Features implementiert. Da wäre beispielsweise die Splitscreen-Funktion, die den Bildschirm in zwei Hälften teilt und so die gleichzeitige Nutzung zweier Apps ermöglicht. Wer will, kann sich außerdem an der Knuckle Sense Technologie versuchen, mithilfe derer Screenshots mit dem Fingerknöchel aufgenommen werden können. Um eine Aufnahme von dem Bildschirm zu machen, gilt es zweimal mit dem Fingerknöchel auf diesen zu klopfen. Möchte man ein Video aufnehmen, sind zwei Fingerknöchel mit zweimaligem Klopfen vonnöten. Um ein besonders großes Bild speichern zu können, bietet sich ein Scollshot an. Hierfür hat der Nutzer lediglich ein großes S auf dem Display mit dem Knöchel zu zeichnen. Ergänzend dazu bietet das Mate 10 Pro die Möglichkeit an, ausgewählte Apps jeweils einem Buchstaben zuzuordnen, welcher zum Aufrufen der Anwendung nur gezeichnet werden muss.

Als besonders hilfreich könnte sich außerdem der Desktop-Modus für den ein oder anderen erweisen. Praktisch ist, dass für diese Funktion keine separate Docking-Station benötigt wird, sondern nur ein USB-Typ-C-Kabel. Verbindet man dann das Smartphone per Kabel mit einem Monitor, lässt es sich wie ein Computer zur Beantwortung von E-Mails, zur Verfassung von Dokumenten oder dem Abspielen von Videos verwenden.

Dual-SIM mit LTE auf beiden Karten

Eine gute Nachricht für Nutzer, die ihr Smartphone gerne für berufliche und private Zwecke verwenden, ist sicherlich die integrierte Dual-SIM-Funktion. Die Besonderheit: Auf beiden SIM-Karten wird LTE (4G/4G) unterstützt, der alte GSM-Standard ist passé. Was die übrigen Konnektivitätsmodule betrifft, setzt Huawei  auf den WLAN-Standard ac fürs schnelle Surfen im lokalen Funknetz. Unterwegs ist eine Datengeschwindigkeit von bis zu 1 Gbit/s möglich - ein derzeit in der Praxis noch realitätsferner Wert, aber dennoch eine sehr gute Leistung. Ansonsten ist statt Bluetooth 5.0 leider nur die Version 4.2 an Bord. NFC ist auch mit von der Partie.

Wie schneidet die Leica-Kamera ab?

Mit der Dual-Kamera, die in Kooperation mit dem deutschen Kamera-Hersteller Leica entstanden ist, konnte Huawei nicht so ganz ins Schwarze treffen. Motive fängt die Kamera mit einem 20-MP-Monochrom-Sensor und einem Farbsensor mit 12 MP ein. Der Hauptsensor erhält dabei Unterstützung von einer f/1.6-Blende, während sich zu dem Zweitsensor eine Blende von f/1.7 gesellt. Um das Beste aus den Schnappschüssen herauszuholen, lassen sich eine Menge weiterer Funktionen und Features nutzen. Gemeint sind ein Dual-LED-Blitz, der Phase Detection Auto Focus, Continuous Auto Focus, Tiefenautofokus und ein Zweifach-Hybridzoom. Doch genug mit den technischen Daten und her mit den Testergebnissen...

Alles in allem ist die Leistungsfähigkeit der Kamera des Mate 10 Pro zufriedenstellend, könnte aber an der ein oder anderen Stelle ausgefeilt werden. Bildaufnahmen mit hellem Tageslicht finden mit ihrer ausreichenden Schärfe und ihrem lebendigen Farbspektrum durchaus Gefallen. Anders sieht das bei etwas schlechteren Lichtverhältnissen aus. Bei grauem Himmel wirken die Farben sehr blass, die Fotos verlieren an Schärfe und auch von Details müssen sich Nutzer vor allem beim Heranzoomen verabschieden. Porträts mit dem KI-unterstützten Bokeh-Effekt bestehen hingegen den Kameratest und können mit guten Resultaten glänzen. Wer will, kann auch noch mit der großen Auswahl an Filtern und Modi experimentieren, um Fotoaufnahmen beispielsweise in Schwarz-Weiß zu erfassen, 3D-Panorama-Bilder zu erstellen oder im Profi-Modus seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Videos nimmt das Huawei Mate 10 Pro in 4K mit einer Auflösung von 3.840 x 2.160 Pixel auf. Die maximale Framerate beträgt ordentliche 120 Bilder pro Sekunde.

Die Frontkamera ist mit 8 Megapixeln und einer f/2.0-Blende gut ausgestattet. Der Beauty-Modus tut was er am Besten kann und verschönert die Aufnahmen, ohne sie zu stark weichzuzeichnen. Diese Funktion sorgt allerdings für einen kleinen Schärfeverlust und sollte daher mit Vorsicht eingesetzt werden.

Bereich und Gewichtung Kriterien Testurteil

Bedienung und Display

Gewichtung 40%

  • äußeres Design, Verarbeitung
  • Menüführung, Bedienfreundlichkeit
  • Reaktionsfreudigkeit, Farbdarstellung

94/100

Funktionen und Ausstattung

Gewichtung 40%

  • Leistung Hardware-Komponenten
  • Eigenschaften, Funktionen im Detail
  • Akku: Austauschbarkeit und Leistung

96/100

Kamera

Gewichtung 20%

  • Kameraeinstellungen- und Funktionen
  • Bild- und Videoqualität

94/100

Gesamtwertung

alle

95/100