Huawei P20 Pro Test

Die Revolution der Smartphone-Fotografie?

SMARTWEB Test vom 18.04.2018, Stefanie Österle

Mit dem P20 Pro kündigt Huawei die "Renaissance" der Smartphone-Fotografie an und macht mit seiner Triple-Kamera eine deutliche Kampfansage in Richtung Seoul (Samsung) und Cupertino (Apple). Ob die neue Kamereinheit wirklich hält, was sie verspricht, und was das Flaggschiff sonst noch zu bieten hat, soll der Praxistest zeigen.

Huawei P20 Pro
"exzellent"
96/100
Stand: 18.04.18

Einschätzung

  • angesagtes Design mit neuer Farbvariante
  • kontraststarkes OLED-Display mit FHD+
  • erste Leica Triple-Cam überhaupt
  • 4.000 mAh großer Akku
  • KI-Prozessor mit acht Kernen
  • Speicher via microSD nicht erweiterbar
  • kein kabelloses Laden möglich
  • Rückseite zieht Fingerabdrücke magisch an

Aller guten Dinge sind drei, dachte sich Huawei und hat damit genau ins Schwarze getroffen. Die Dreifachkamera macht nicht nur in der Theorie was her, sondern schlägt sich auch in der Praxis hervorragend. Auch die übrige Ausstattung gibt kaum Anlass zur Klage.

Auf dem Mobilfunkmarkt ist es für Smartphone-Hersteller derzeit kein leichtes Unterfangen mit ihren neuen Erfindungen aus der Masse herauszustechen und mit echter Innovation zu locken. Eine starke Performance, eine großzügige Akkukapazität und hochauflösende (Dual-)Kameras sind mittlerweile gang und gäbe in der Oberklasse und reißen so schnell niemand mehr vom Hocker. Dagegen möchte sich Huawei nun behaupten und mit dem P20 Pro ein Ausrufezeichen setzen. Der chinesische Konzern verbaut hierfür erstmals eine Leica Dreifachkamera, kommt so auf eine beachtliche Megapixel-Anzahl und verfeinert die Technologie obendrein mit künstlicher Intelligenz.

Angesichts dieser Aussichten ist die Erwartungsanhaltung insbesondere an die Kamera hoch und wirft bei Vielen die Frage auf, ob es sich bei dem Setup des P20 Pro um die derzeit beste am Markt erhältliche Smartphone-Kamera handelt. Wie das neue Huawei-Flaggschiff tatsächlich gegen die Vorzeige-Smartphones Samsung Galaxy S9 und iPhone X in derselben Preisklasse abschneidet, zeigt sich im Praxistest.

SMARTWEB Test-Fazit

Mit dem Huawei P20 Pro hat der Elektronik-Riese nicht zu viel versprochen. Die Chinesen haben es geschafft, ein Kamera-Trio zu entwickeln, das mit seinen technischen Finessen und zahlreichen Optimierungen tatsächlich für eine kleine Revolution sorgt. Nicht nur die Integration von künstlicher Intelligenz ist geglückt, auch die verbesserten Zoom-Leistungen überzeugen. In den übrigen Bereichen konnte das Spitzenmodell punkten. Zwar kommt die Performance im Inneren nicht an die Flaggschiffe der Konkurrenz heran, doch das muss sie tatsächlich auch nicht. Das Huawei P20 Pro beweist, dass der schnellste Prozessor oder die höchste Display-Auflösung für ein Edel-Smartphone nicht vonnöten sind, um eine echte Glanzleistung bieten zu können.

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Keine Schönheitsfehler bei Design und Verarbeitung

Huawei verpasst seiner P-Serie einen komplett neuen Look und präsentiert das P20 in frischem Design. Der Hersteller aus China hat sich offensichtlich an den aktuellen Trends orientiert und setzt nun nicht mehr auf Metall, sondern auf ein Gehäuse aus Glas. Der Übergang von dem Aluminiumrahmen zum Glasrücken ist sehr gut gelungen und sorgt für eine ausgezeichnete Haptik. Zum Display hin ist allerdings aufgrund des fehlenden Unibody-Gehäuses eine schmale Kante zu spüren, die aber nicht allzu sehr stört. Eher negativ fällt auch die herausstehende Kamera ins Gewicht, die von einer scharfen Kante umrahmt wird und bei der Bedienung auf einer Tischoberfläche mit ihrem Gleichgewicht zu kämpfen hat.

Ansonsten wirkt das Huawei P20 Pro mit seinem nahezu randlosen Display und seinen Maßen von 155 x 73,9 x 7,8 mm recht lang und zählt auch scherlich nicht zu den kompakten Smartphones. Es liegt dennoch bequem in der Hand, lässt sich aber nicht mehr ausschließlich mit einer Hand bedienen. Für den Fall der Fälle hat Huawei an einen Einhandmodus gedacht, damit die oberen Displayecken auch bequem einhändig erreicht werden können. Auch von den breiten Displayrändern, insbesondere oben und unten, hat sich Huawei verabschiedet. Das Gehäuse kommt in den Farben Black, Midnight Blue und Twilight - letztere ist bei uns in der SMARTWEB Redaktion gelandet. Der regenbogenartige Farbverlauf mit Dämmereffekt macht das Gerät zu einem pfiffigen Hingucker und verleiht ihm einen individuellen Look. Einzig die bauartbedingt für Fingerabdrücke anfällige Rückseite trübt die ansonsten gelungene Optik des Smartphones. Ansonsten ist das Gehäuse nach IP67 vor dem Eindringen von Staub und Wasser geschützt.

Brillantes OLED-Display mit bekannter Notch

Das Huawei P20 Pro ist mit seiner Display-Diagonalen von 6,1 Zoll das aktuell größte Modell seiner Generation. Bei der Auflösung setzt der chinesische Konzern wie auch bei seiner Standard-Variante auf Full-HD-Plus (2.240 x 1.080 Pixel). Über die Qualität lässt sich im Großen und Ganzen nicht meckern, vor allem für die Alltagsnutzung des Geräts sollte die Auflösung völlig ausreichen. Im direkten Vergleich mit Flaggschiffen aus den Konkurrenzlagern kann das Huawei-Gerät allerdings nicht so ganz mithalten - hier gehören höhere Auflösungen bereits zum Standard-Repertoire. Das Display besitzt darüber hinaus ein Seitenverhältnis von 18,7:9 und bietet dank der OLED-Technologie starke Kontraste mit kräftigen Farben.

Für die Bildschirmanzeige bietet Huawei zudem noch einige Anpassungsmöglichkeiten. Bei der Farbtemperatur können Besitzer des Smartphones nach Belieben zwischen "Standard", "Warm" und "Kalt" wechseln, auch der Augen-schonen-Modus und die Farbstile lassen sich den Wünschen entsprechend anpassen. Neben den bei Huawei-Smartphones obligatorischen On-Screen-Tasten hat der Hersteller einen physischen Home-Button eingebaut, der auch als erstaunlich schneller Fingerabdruckleser dient. Als Alternative oder auch als zusätzliche Entsperrmethode bietet Huawei das Face Unlock an. Im Gegensatz zu Apples Face ID bedient sich diese allerdings nur der Frontkamera und keiner aufwendigen 3D-Erfassung der Gesichtsdaten. So sollten User wissen, dass Huaweis Gesichtserkennung zwar nicht ganz so sicher ist, aber trotz allem sehr schnell und zuverlässig arbeitet.

Bei der am oberen Displayrand verbauten Notch scheiden sich wie üblich die Geister - die einen mögen es, die anderen wollen ihr fernbleiben. Huawei hat sich jedenfalls erstmals für die Aussparung entschieden und sie nicht Notch genannt, wie man es vom iPhone X kennt, sondern "Einschnitt". Angesiedelt sind hier die Frontkamera, Ohrhörer und Sensoren. Für selbsternannte Gegner der Display-Einkerbung hat der Hersteller softwareseitig eine Funktion beigefügt, welche den Bereich links und rechts abdunkelt und den Einschitt so optisch verschwinden lässt.


Leistungsfähige CPU mit ausdauerndem Akku

Performancetechnisch meistert das P20 Pro seine Aufgaben nicht nur im alltäglichen Treiben, sondern auch unter starker Belastung ohne nennenswerte Ruckler. Egal, ob sich Nutzer die Zeit mit einem grafisch anspruchsvollen 3D-Spiel oder mit einem Gelegenheitsspiel für zwischendurch vertreiben, das Huawei P20 Pro kommt nicht ins Schwanken. Bewiesen werden die aus der Praxis ersichtlichen Leistungen auch im Benchmark-Test von Antutu. Hier konnte das Gerät ansehnliche 204.110 Punkte erhaschen und sich den achten Platz auf der Rangliste erkämpfen. Für den Antrieb sorgt der ebenfalls im P20 platzierte Kirin-979-Chip von Huaweis Prozessorschmiede HiSilicon. Vier der insgesamt acht Kerne takten mit höchstens 2,36 GHz, während die übrigen vier nicht mehr als 1,8 GHz schaffen. Auch mit an Bord ist eine eigenständige Recheneinheit, genannt "NPU" (Neural Processing Unit), für die künstliche Intelligenz.

Der Arbeitsspeicher ist mit 6 GB üppig bemessen und auch der 128-GB-Onboardspeicher bietet genügend Platz für Medien aller Art. Was sich zunächst gut anhört, könnte sich aber auch schnell als Mangel herausstellen. Sollte sich das Datendepot nämlich doch einmal dem Ende neigen, bietet das Huawei P20 Pro keine Möglichkeit zur Erweiterung mittels microSD-Karte. Dafür gibt es das Oberklasse-Modell mit Dual-SIM-Funktion zur parallelen Nutzung von zwei SIM-Karten. In Sachen Akkukapazität lässt sich schon bei einem Blick auf die nackten Daten eine beachtliche Laufzeit erahnen. Mit seinen 4.000 Milliamperestunden konnte sich die Pro-Variante nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis beweisen und seinen Besitzer problemlos durch den Tag begleiten. Aufgeladen wird mit Huawei SuperCharge, jedoch verzichtet der Hersteller auf induktives Laden per Qi. Der USB-Typ-C-Anschluss dient darüber hinaus auch als Klinkenbuchse zum Musikhören.

Bereich und Gewichtung Kriterien Testurteil

Bedienung und Display

Gewichtung 40%

  • äußeres Design, Verarbeitung
  • Menüführung, Bedienfreundlichkeit
  • Reaktionsfreudigkeit, Farbdarstellung

94/100

Funktionen und Ausstattung

Gewichtung 40%

  • Leistung Hardware-Komponenten
  • Eigenschaften, Funktionen im Detail
  • Akku: Austauschbarkeit und Leistung

97/100

Kamera

Gewichtung 20%

  • Kameraeinstellungen- und Funktionen
  • Bild- und Videoqualität

97/100

Gesamtwertung

alle

96/100