Mobilfunkmarkt 2025: Der große Netzwechsel
SMARTWEB Mobilfunk Report Deutschland 2025
In seinem zweiten Jahr als Netzbetreiber ist 1&1 weiter im Verzug. Noch immer mangelt es an Antennenstandorten und noch immer müssen Millionen Kunden auf das neue Netz migriert werden. Bei den großen Mobilfunk-Themen 2025 dreht sich deshalb viel um 1&1 - mit Auftritten von Bundesnetzagentur, Kartellamt und Verbraucherschutz.

Themen im Überblick
Große Umschichtung bei den Mobilfunk-Kundenzahlen 2025
Es ist weiter schlecht um die Vergleichbarkeit der Mobilfunkkundenzahlen in Deutschland bestellt. Schließlich verteilen sich die rund 12,6 Millionen 1&1 Kunden aktuell noch recht breit gestreut auf die Netze von 1&1, o2 und Vodafone. In den Zahlen zur Kundentwicklung zeichnet sich deshalb auch am deutlichsten der laufende Umzug von 1&1 Kundenverträgen aus dem o2 Netz ab. Dieser Prozess soll bis Ende 2025 endgültig abgeschlossen sein - die tatsächlichen Kräfteverhältnisse zwischen den nun vier Netzbetreibern dürften dann auch wieder klarer erkennbar sein.
Postpaid-Kundenzahlen Netzbetreiber Q1 2025
Quelle: SMARTWEB Mobilfunk Report 2025
Bei der Gesamtzahl der aktiven SIM-Karten ist Vodafone weiterhin deutlich führend. Dieses Ranking hat allerdings ebenfalls nur eine bedingte Aussagekraft. Denn hier werden nicht nur "normale" Endkundenverträge repräsentiert, sondern zusätzlich viele Millionen SIM-Karten, die in der automatisierten Maschinen-Kommunikation (M2M) im Einsatz sind - allen voran in der Autoindustrie. Auf diesem Feld hat Vodafone weiterhin einen großen Vorsprung gegenüber der Komkurrenz, auch wenn der Netzbetreiber sonst eher schwächer aufgestellt ist.
Netzbetreiber | SIM-Karten (inkl. M2M) |
---|---|
Vodafone |
82,769 Mio. |
Telekom |
68,553 Mio. |
o2 |
44,990 Mio. |
1&1 |
5,023 Mio. |
Bestätigt: BNetzA verzichtet auf Frequenzauktion 2025
Am 24. März 2025 hat die Bundesnetzagentur (BNetzA) offiziell bestätigt, was ohnehin schon länger als beschlossene Sache galt: Die Ende 2025 auslaufenden Mobilfunk-Lizenzen für Frequenzen aus dem Mid- und Low-Band Bereich werden nicht erneut versteigert, sondern verlängert. Sie verbleiben damit für fünf weitere Jahre bei Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica.
Mit der Verlängerung der Nutzungsrechte sind jedoch neue Auflagen verbunden. Was dabei heraussticht: Bei den Ausbauverpflichtungen wird nicht mehr nur eine bestimmte Bevölkerungsabdeckung eingefordert, sondern auch die Flächenversorgung thematisiert: Bis 2030 müssen die Netzbetreiber 99,5 Prozent des Bundesgebiets mit Geschwindigkeiten von mindestens 50 MBit/s versorgen.
Eine Diensteanbieterverpflichtung wird es jedoch nicht geben - die kleineren Anbieter erhalten also nicht einfach automatisch Zugang zu den Netzen. Stattdessen setzt die BNetzA auf ein verschärftes Verhandlungsgebot. Das heißt: Die Netzbetreiber werden dazu verpflichtet, mit Serviceprovidern und virtuellen Netzbetreibern über die Mitnutzung der vorhandenen Netzkapazitäten zu verhandeln. Dazu will die BNetzA konkrete Vorgaben machen, die als Leitplanken für effektive und faire Verhandlungen dienen sollen.
Eine Sonderrolle nimmt natürlich 1&1 ein. Denn durch den Verzicht auf eine Frequenzauktion hat der neue Netzbetreiber nun keine Chance, sich eigene Frequenzen aus dem wichtigen Low-Band Frequenzbereich zu sichern. Diese sind für den Ausbau in der Fläche aber unerlässlich.
Auch hier setzt die BNetzA auf ein Verhandlungsgebot und hat den drei Konkurrenten auferlegt, mit 1&1 über die Nutzung von Low-Band-Frequenzen zu verhandeln. Sollte es hier bis Ende 2025 zu keiner Einigung gekommen sein, behält sich die Behörde vor, direkt regulatorisch einzuschreiten.
United Internet geht dennoch nicht von schnellen Ergebnissen aus. Erste Gesprächsangebote haben im Frühjahr jedenfalls noch auf sich warten lassen - und überhaupt rechnet das Unternehmen eher mit einem zähen Ringen, das sich über Monate hinziehen dürfte.
Versorgungsgrad | Fächenanteil bundesweit |
---|---|
Funkloch |
0,20% |
Weiße Flecken |
2,10% |
Graue Flecken |
13,99% |
1&1 erreicht Ausbauziel - mit mehr als zwei Jahren Verspätung
Im Frühjahr 2025 hat 1&1 mit 1.000 aktiven 5G Antennenstandorte das erste große von der BNetzA eingeforderte Ausbauziel erfüllt - nur eben mit einer Verspätung von mehr als zwei Jahren.
Auch bei der eingeforderten Schließung von weißen Flecken hinkt 1&1 noch gewaltig hinterher. Im Februar hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr dem Netzbetreiber daher nun zu höheren Investitionen verpflichtet und eine neue fixe Deadline für die Umsetzung der Versorgungsauflage bis Ende Juni 2025 gesetzt.
Für die verpassten Versorgungsziele hängt dem Unternehmen auch ein Bußgeldverfahren durch die BNetzA an. Dieses liegt aktuell allerdings in der Schwebe - schließlich hat das Verwaltungsgericht die 5G Frequenzauktion aus dem Jahr 2019 als rechtswidrig deklariert. Damit ist auch der rechtliche Status der zugehörigen Ausbauverpflichtungen zumindest angreifbar.
1&1 sieht die Hauptschuld an der Ausbau-Misere allerdings keineswegs bei sich selbst. Neben Faktoren wie unklaren Auflagen, langwierigen Genehmigungsverfahren und einer kriselnden Weltwirtschaft sei vor allem einer der Ausbaupartner verantwortlich für Verzögerungen. Dabei handelt es sich um die Vodafone-Tochter Vantage Towers, die 1&1 als Hauptlieferant für die künftigen Antennenstandorte verpflichtet hatte. Der Vertragspartner habe seine Verpflichtung jedoch nicht nur nicht erfüllt, sondern den 1&1 Netzaubau sogar mutwillig verschleppt. Daher hat 1&1 das Bundeskartellamt eingeschaltet, das Mitte 2023 ein Prüfverfahren eingeleitet hat (Siehe auch SmartWeb Mobilfunk Report 2023)
Im März 2025 haben sich die Wettbewerbshüter nun mit einer vorläufigen rechtlichen Einschätzung zu Wort gemeldet. Diese fällt eindeutig zulasten von Vodafone und Vantage Towers aus - die Behörde geht tatsächlich von einer kartellrechtswidrigen Behinderung von 1&1 aus.
Zum einen sei Vantage Towers seinen vertraglichen Verpflichtungen gegenüber 1&1 nicht nachgekommen, bis heute hat das Unternehmen nur einen Bruchteil der vereinbarten Standorte geliefert. Gleichzeitig habe Vodafone den eigenen Netzausbau stark vorangetrieben und sein Netz auch an für 1&1 vorgesehenen Standorten aufgerüstet. Da die Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten gehabt hätten, Schwierigkeiten bei der Vertragserfüllung entgegenzuwirken, stuft das Bundeskartellamt das Verhalten von Vodafone und Vantage Towers als missbräuchliche Behinderung des Wettbewerbs ein.
Als Konsequenz wollen die Kartellwächter die Unternehmen nun dazu verpflichten, die ausstehenden Standorte innerhalb von drei Jahren fertig bereitzustellen - neben anderen Maßnahmen. Eine endgültige Entscheidung stellt das Bundeskartellamt für Mitte 2025 in Aussicht.
Laut 1&1 hinkt Vantage Towers seinen Verpflichtungen weiterhin hinterher, die übrigen Vertragspartner liefern aber. Entsprechend ist der 1&1 Netzausbau gerade 2025 endlich auf Touren gekommen. Mit zunehmender Erfahrung wächst bei 1&1 auch die Planbarkeit und Ausbaugeschwindigkeit. Im Frühjahr 2025 habe man so bereits 5.000 weitere Antennenstandorte in Planung gehabt. Beim konkreten Ausbau sei man inzwischen auf einem ähnlichen Niveau wie die etablierten Konkurrenten - pro Quartal komme 1&1 so auf rund 200 bis 300 neue Standorte.
Ein konkretes Ausbauziel für 2025 will 1&1 allerdings nicht ausgeben. Das liegt auch daran, dass der United Internet-Chef Ralph Dommermuth der negativen Berichterstattung der letzten Jahre fürs Erste überdrüssig ist. Würde sein Unternehmen am Ende doch darunterliegen, hätte er das direkt "am nächsten Morgen wieder in der Zeitung stehen".
Millionen 1&1 Kunden wechseln Netz: Die Migrationskrise
1&1 ist nicht nur mit dem Aufbau von Antennenstandorten beschäftigt, schließlich will das eigene Netz auch bevölkert werden. Seit dem Start geht es für die Neukunden direkt ins neue 1&1 Netz, die bestehenden (Postpaid-)Kunden werden nach und nach vom alten Netzpartner Telefónica migriert. Solange die 1&1 Netzstandorte aber noch dünn gesät sind, bedeutet dies für die meisten Nutzer in der Praxis eher einen Wechsel auf das National Roaming durch Vodafone.
Durch den mehrtägigen Netzausfall im Mai 2024 und die erforderliche Nachrüstung der 1&1 Rechenzentren wurde im letzten Jahr auch dieser Prozess stark ausgebremst. Erst gegen Jahresende hat die Kundenmigration wieder richtig Fahrt aufgenommen. Anfang 2025 konnte 1&1 dabei rund 50.000 Kunden am Tag umstellen, mit der Ambition, die tägliche Schlagzahl auf rund 80.000 Umstellungen zu erhöhen. Nach einen letzten großen Spitze von Umstellungen im Q2 2025 soll der gesamte Prozess schließlich wie geplant bis zum Jahresende 2025 abgeschlossen werden.
Wo gehobelt wird, fallen Spähne. In diesem Sinne ist 1&1 darauf vorbereitet, dass die Netzumstellung dem Unternehmen viele Kundenverträge kosten wird. Das hat unterschiedliche Gründe, unter anderem dürften sich viele Altverträge als inaktiv herausstellen. Besondere Reibungsverluste sind zudem bei den rund 4 Prozent der Bestandskunden zu erwarten, deren Umstellung einen Tausch der SIM-Karte erfordert - ein Extra-Aufwand, den längst nicht jeder betroffene Nutzer auf sich nehmen wird.
Den eigenen Schätzungen zufolge würde sich der 1&1 Kundenzuwachs 2025 unter normalen Umständen wohl auf rund 200.000 bis 300.000 Verträge belaufen. Die Verluste durch die Kundenmigration dürften sich laut 1&1 jedoch auf einem ähnlichen Niveau bewegen - unterm Strich geht das Unternehmen also von einem Nullwachstum bei den Mobilfunkkunden 2025 aus. Erst im Q4 2025, wenn nur noch wenige Umstellungen stattfinden sollen, dürfte sich entsprechend eine Trendwende zeigen. Für 2026 prognostiziert 1&1 schließlich wieder Kundenzugewinne auf dem erwähnten Niveau.
Tarif-Trend: Unlimited-Angebot ruf Verbrauchschützer auf den Plan
1&1 hat alle Hände voll zu tun - und dann gibt es auch noch Ärger mit dem Verbraucherschutz. Stein des Anstoßes waren die neuen 1&1 Unlimited Handytarife, die der Anbieter Ende 2024 eingeführt und seitdem mehrmals überarbeitet hat. Mit diesen bedient 1&1 letztlich einen erkennbaren Markttrend, denn nach Partnerkarten-Angeboten wird nun von vielen Anbietern auch verstärkt das Unlimited-Segment forciert.
1&1 setzt bei seinem Angebot allerdings auf einen besonderen Kniff. Denn unbegrenztes Datenvolumen gibt es hier "on demand". - Nachdem ein monatliches Basis-Volumen aufgebraucht ist, müssen die Nutzer zusätzliche Datenpakete nach und nach händisch freischalten.
Diese zusätzlich eingebaute Hürde war es allerdings nicht, was letztendlich die Verbraucherzentrale NRW auf den Plan gerufen hatte. Anstoß nahmen die Verbraucherschützer vielmehr an den grundsätzlichen Vertragsbedingungen, die dem Anbieter ein Kündigungsrecht einräumen, sollte der Datenverbrauch über eine "übliche" Nutzung hinaus gehen. Diese Praxis hält die Verbraucherzentrale für rechtswidrig, da sie im klaren Widerspruch zum dem Leistungsversprechen einer unbegrenzten Datennutzung stehe.
1&1 wiederum beteuert, dass die Klauseln lediglich dazu gedacht seien, eine missbräuchliche Nutzung der Tarife als Festnetz-Ersatz zu verhindern. Daher kämen sie ohnehin nur zum Einsatz, wenn der durchschnittliche Verbrauch um ein Vielfaches überschritten wird. Doch es hilft wohl nichts: Nach der Abmahnung behält sich die Verbraucherzentrale auch gerichtliche Schritte vor, falls der Provider seine Vertragsbedingungen nicht entsprechend überarbeitet.
Die Mitbewerber dürften diese Streitigkeit aufmerksam verfolgen. Nicht auszuschließen, dass sich hinter dem einen oder anderen Unlimited-Angebot auf dem Markt aus Sicht der Verbraucherschützer letztlich ebenfalls eine "unechte Flatrate" verbirgt. Zudem dürften bei dem Fall Erinnerungen an die mittlerweile über zehn Jahre alte "Drosselkom"-Kontroverse hochkommen, bei der sich die Deutsche Telekom recht ähnlichen Vorwürfen gegenübersah - und am Ende vor Gericht unterlag.
Postpaid-Marktanteile Netzbetreiber Q1 2025
Quelle: SMARTWEB Mobilfunk Report 2025
Infografiken: Entwicklung der Mobilfunk-Kundenzahlen
Wie sah die Kundenentwicklung bei den einzelnen Mobilfunkanbietern über die letzten Jahre hinweg aus? Die folgenden Infografiken geben einen genaueren Einblick in die Marktbewegungen.
Deutsche Telekom: Postpaid-Kundenverträge
Quelle: SMARTWEB Mobilfunk Report
o2: Postpaid-Kundenverträge
Quelle: SMARTWEB Mobilfunk Report
Vodafone: Postpaid-Kundenverträge
Quelle: SMARTWEB Mobilfunk Report
News zum Mobilfunkmarkt 2025
Als Ergänzung Mobilfunk Report bereitet SMARTWEB die Geschehnisse auf dem deutschen Markt in aktuellen Newsberichten auf. Hier sind die gesammelten Meldungen für das Geschäftsjahr 2025:

SMARTWEB Archiv: Der deutsche Mobilfunkmarkt im Rückblick
Bei den Berichten zu einzelnen Quartalen und Geschäftsjahren handelt es sich zwangsläufig um Momentaufnahmen. Trends und historische Entwicklungen allerdings zeichnen sich erst über längere Zeiträume ab.
SMARTWEB begleitet den deutschen Mobilfunk-Markt bereits seit 2012 mit regelmäßig erscheinenden Reports. Über den Gesamtindex können alle bisherigen Ausgaben zentral abgerufen werden.
Zur Gesamtübersicht: SMARTWEB Mobilfunk Report Deutschland