Q1 2017: Warum Datenvolumen explodieren und Volumenlimits trotzdem bleiben werden

SMARTWEB Mobilfunk Report Deutschland Q1 2017

Die Zahl der Mobilfunkteilnehmer in Deutschland steigt im Q1 2017 auf den neuen Höchststand von 117,5 Millionen. Vor allem der deutlich gestiegene Anteil an LTE Kundenverträgen sorgt unterdessen für einen deutlichen Schub bei der mobilen Datennutzung. Immer höhere Inklusivvolumen sollen diese Entwicklung noch weiter beschleunigen.

von Ingo Hassa
Aktualisiert 05.04.2018
SMARTWEB Mobilfunk Report Q1 2017: Datenvolumen steigen, Volumenlimits bleiben
4.5 / 56 (6)

Zum Ende des Q1 2017 hat die Zahl der aktiven Mobilfunk-Kundenverträge in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht: Unterm Strich ist der Teilnehmer-Bestand im Laufe des Quartals um 724.000 auf knapp über 117,5 Millionen geklettert. Das bisherige Allzeit-Hoch stammte noch aus dem Q3 2014, in dem zum ersten und bislang einzigen Mal die Marke von 117 Millionen Kundenverträgen überschritten wurde.

Gerade im lukrativen Postpaid-Segment hat sich das Kundenwachstum nach dem besonders starken zweiten Halbjahr 2016 aber wieder deutlich verlangsamt. Verantwortlich hierfür war vor allem die Deutsche Telekom, die im Q1 2017 ungewöhnlich wenige Laufzeitverträge hinzugewinnen konnte.

SMARTWEB Mobilfunk Report Q1 2017

Ungewohnter Neukunden-Mix bei der Telekom

Tatsächlich ist das Kundenwachstum bei der Deutschen Telekom im Q1 2017 ziemlich uncharakteristisch ausgefallen. So waren in den letzten Jahren vor allem die Postpaid-Angebote der Telekom nachgefragt. Der Bestand an Prepaid-Karten im Telekom Netz hingegen ist gerade im zweiten Halbjahr 2016 stark zurückgegangen.

Zum Jahresauftakt hat sich dieses Verhältnis nun quasi umgedreht - statt der gewohnten sechsstelligen Zahl an Netto-Neuverträgen konnte die Telekom im Q1 nur noch 51.000 Postpaid-Kundenverträge hinzugewinnen. Die Zahl der Prepaid-Verträge im Telekom Netz wiederum ist im gleichen Zeitraum um 214.000 angesteigen.

Das schwache Postpaid-Wachstum ist vor allem auf die kleineren Serviceprovider im Telekom Netz zurückzuführen. Diese hatten im Q1 2017 nämlich verstärkt mit Kundenabwanderung zu kämpfen und haben so unterm Strich 39.000 Laufzeitverträge eingebüßt. Etwas besser schlugen sich die beiden Eigenmarken Telekom und Congstar: Trotz einer hohen Zahl an Abgängen (rund 41.000 Verträge) brachten sie es zusammen immerhin noch auf ein Plus von 89.000 Mobilfunk-Laufzeitverträgen.

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Telekom aber trotz des kleinen Wachstumsknicks ordentlich vorangekommen und hat seit dem Q1 2016 um insgesamt 1,33 Millionen Postpaid-Verträge zugelegt. Gleichzeitig ist die Zahl der LTE Kunden im Telekom Netz nochmals deutlich angestiegen - und zwar um fast ein Drittel auf 9,6 Millionen.


Unterm Strich hat Vodafone im Q1 2017 105.000 Mobilfunkverträge hinzugewonnen und das Quartal mit 30,72 Millionen Kundenverträgen abgeschlossen. Anders als die Telekom folgen die Kundenzugewinne bei Vodafone dem allgemeinen Markttrend: So konnte Vodafone um 123.000 Postpaid-Verträge zulegen und hat gleichzeitig rund 18.000 Prepaid-Teilnehmer eingebüßt.

Ausgewogen waren die Zugewinne hingegen bei Telefónica. Im Q1 2017 konnte der Netzbetreiber 171.000 zusätzliche Postpaid-Kundenverträge einstreichen, gleichzeitig legte er aber auch um 183.000 Prepaid-Teilnehmer zu. Der Gesamt-Kundenbestand im o2 Netz ist zum Jahresauftakt somit um weitere 354.000 auf knapp 44,68 Millionen angewachsen. Telefónica bleibt damit weiter der einzige der drei Netzbetreiber, bei dem noch immer die Prepaid-Teilnehmer überwiegen - den 20,71 Millionen Laufzeitverträgen stehen 23,97 Millionen aktive Prepaid-Karten gegenüber.



Starker Anstieg bei Datennutzung und LTE Kunden

Wenn es um die mobile Datennutzung geht, hinkt Deutschland seinen europäischen Nachbarländern noch immer hinterher. Das belegen zum Beispiel die Kennzahlen von Vodafone. Europaweit liegt der durchschnittliche Datenumsatz eines Smartphone-Nutzers im Vodafone Netz demnach bei 1,7 GB/Monat. Hierzulande hingegen kommt der durchschnittliche Vodafone Mobilfunkkunde nur auf einen monatlichen Datenverbrauch von etwa 1,2 Gigabyte.

Doch Deutschland beginnt aufzuschließen. Besonders rasant hat die Datennutzung bei der Telekom zugelegt: Im Q1 2016 lag das durchschnittliche Datenaufkommen pro Telekom-Laufzeitvertrag noch bei 684 MB im Monat. Daraufhin allerdings ist die Duchschnittsnutzung in nur einem Jahr um 82 Prozent auf 1,244 GB/Monat geklettert.

Der steile Anstieg geht in erster Linie auf die wachsende Verbreitung schneller LTE Mobilfunk-Verbindungen und der zugehörigen Tarife zurück. Alle drei Netzbetreiber konnten in diesem Segment enorme Zuwachsraten verzeichnen. Bei der Telekom ist die Zahl der LTE Laufzeitverträge im Jahresvergleich so um 31,5 Prozent auf 9,6 Millionen angestiegen. Vodafone erreichte einen ähnlichen Zuwachs von rund 30 Prozent auf über 10 Millionen LTE Kunden und bei o2 schließlich ist der Bestand an LTE Kunden im gleichen Zeitraum sogar um volle 61 Prozent auf 14,0 Millionen geschnellt.

Der gestiegene Anteil an LTE Nutzern wiederum hat überproportionale Auswirkungen auf das Datenaufkommen in den Netzen der Anbieter. Denn das Nutzungsverhalten der LTE Kunden unterscheidet sich doch noch einmal sehr deutlich von dem der übrigen Postpaid-Teilnehmer. Der durchschnittliche Telekom LTE Kunde beispielsweise kommt so auf einen Datenverbrauch von fast 1,68 GB/Monat. Telekom Postpaid-Kunden ohne LTE versurften im Q1 2017 dagegen im Schnitt lediglich 514 MB/Monat.

Bei o2 lag die durchschnittliche LTE Datennutzung der Vertragskunden mit 1,8 GB im Monat sogar noch etwas höher. Binnen eines Jahres hat sie damit um rund 52 Prozent angezogen, wofür vor allem die immer stärkere Nutzung von mobilem Musik- und Videostreaming verantwortlich ist. Diese wiederum erfordert stabile Geschwindigkeiten und entsprechend hohe Datenkontigente, wie sie in erster Linie die modernen LTE Tarife bieten.

Kein Abschied von Volumenlimits geplant

Diese Entwicklung spielt vor allem den Premium-Anbietern in die Hände. Schließlich ist das leistungsstarke LTE noch immer eines der wichtigsten Abgrenzungsmerkmale, mit dem die Netzbetreiber ihre Premium-Angebote von der Masse der Discount-Tarife auf dem Markt abheben können. Den meisten Wiederverkäufern bleibt der Zugriff auf die schnellen LTE Netze nämlich bis auf Weiteres verwehrt (Mehr hierzu im Mobilfunk Report Q2 2016: Deutschland, ein Zwei-Klassen-Markt).

Den Anbietern ist deshalb auch daran gelegen, die Nachfrage nach datenintensiven Anwendungen anzuheizen. Eine der wichtigsten Stellschrauben hierfür ist die stetige Erhöhung der in den Premium-Tarifen enthaltenen Highspeed-Datenkontingente. Dabei greift das "Mehr für Mehr"-Prinzip: Die Nutzer erhalten bei den Premium-Marken besonders umfangreiche Leistungen, dafür können diese ihr höheres Preisniveau halten bzw. Preiserhöhungen durchsetzen (siehe hierzu auch Mobilfunk Report Q1 2016: Infrastruktur-Wettlauf statt Preiskrieg).

Die Deutsche Telekom allerdings testet momentan noch ein anderes Modell aus. Dazu hat sie am 19. April die neue Telekom StreamOn Option gestartet. Einmal aktiviert, ermöglicht es die kostenlose Option dem Nutzer, Streaming-Angebote zu nutzen, ohne dass der dadurch entstehende Traffic auf das eigene Daten-Kontingent angerechnet wird. Wie weit die Option geht, hängt vom genutzten Tarif ab - während mit dem Smartphone-Tarif MagentaMobil M lediglich Musik-Streams eingeschlossen sind, decken die größeren Varianten auch Videostreams ab.

Hier drängt sich natürlich die Frage auf, ob künftig nicht gleich auf Datenobergrenzen verzichtet werden könnte. Auf ihren Analystenkonferenzen zum Q1 2017 haben sich jedoch sowohl Vodafone als auch die Telekom klar gegen eine Abschaffung der etablierten Drosselungs-Mechaniken ausgesprochen. Ausnahmen existierten zwar bereits, diese lässt sich zum Beispiel die Telekom aber auch entsprechend teuer bezahlen - für den unlimitierten Smartphone-Tarif MagentaMobil XL Premium etwa müssen so immerhin 199,95 €/Monat auf den Tisch gelegt werden.

Genau deshalb geht dem Vodafone-Chef Vittorio Colao die StreamOn-Initiative der Telekom eigentlich bereits einen Schritt zu weit. Denn der möchte seinen Kunden zwar eine "sorgenfreie", aber eben keine "kostenfreie" Nutzung ermöglichen. Die Telekom allerdings biete ihre Streaming-Option ohne Aufpreis an - statt dem gewünschten "Mehr für Mehr" bedeute dies aktuell also einfach ein "Mehr" für den Kunden.


Weiterführende Informationen zu den einzelnen Anbietern

Als Ergänzung zum vierteljährlich erscheinenden Mobilfunk Report bereitet SMARTWEB die Geschehnisse auf dem deutschen Markt in News-Meldungen auf und stellt zusätzliche Info-Grafiken zu den einzelnen Netzbetreibern bereit. Der Stand zum 1. Quartal 2017:




DSLWEB Archiv: Der deutsche Mobilfunkmarkt im Rückblick

Die Quartalsberichte, die SMARTWEB regelmäßig veröffentlicht, bilden immer nur den aktuellen Stand der Verhältnisse auf dem deutschen Mobilfunkmarkt ab. Um Trends zu verfolgen und Rückschlüsse auf die Marktentwicklung ziehen zu können, bedarf es den Blick auf längerfristige Zeiträume.

SMARTWEB begleitet den deutschen Mobilfunkmarkt seit 2012 mit vierteljährlichen Reports. Über den Gesamtindex lassen sich alle bisherigen Ausgaben zentral abrufen.

Zur Gesamtübersicht: SMARTWEB Mobilfunk Report Deutschland

Alle SMARTWEB Mobilfunk-Reports aus dem Jahr 2017 lassen sich auch direkt über folgende Links erreichen: