Q4 2014: o2 löst Telekom als kundenstärksten Mobilfunk-Netzbetreiber ab

SMARTWEB Mobilfunk Report Deutschland Q4 2014

Der Positionswechsel an der Spitze ist vollzogen: Nach der endgültigen Freigabe der Übernahme von E-Plus durch Telefónica steigt o2 zum kundenstärksten deutschen Mobilfunknetzbetreiber auf.

von Ingo Hassa
Aktualisiert 24.06.2019
SMARTWEB Mobilfunk Report Q4 2014 - o2 löst Telekom als kundenstärkster Mobilfunk-Netzbetreiber ab
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Die erstmalige Veröffentlichung der konsolidierten Geschäftszahlen des neu aufgestellten Unternehmens zieht allerdings noch weitere Konsequenzen nach sich - die Gesamtzahl der Mobilfunkverträge in Deutschland muss gehörig nach unten korrigiert werden. Im Vergleich zum Q3 2014 sinkt sie um volle 4,7 Mio. auf 112,6 Mio. ab.

Hauptschuld an diesem Absturz trägt die Angleichung der bisher ausgewiesenen E-Plus Kundenzahlen. Allerdings ergibt sich für das Q4 2014 selbst mit Blick auf die bereinigten Zahlen ein Minus von fast einer Million Mobilfunkverträgen - in erster Linie getrieben durch die starken Kundenverluste der Telekom.

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Telekom mit hohen Verlusten im Postpaid-Segment

Nach einer anhaltenden, starken Wachstumsphase musste die Deutsche Telekom zum Jahresende erstmals seit Anfang 2012 wieder ein effektives Minus an Mobilfunkverträgen verzeichnen. Dabei ging es sogar ausgesprochen deutlich nach unten, denn unterm Strich hat die Telekom zwischen Oktober und Ende Dezember 664.000 Handyverträge eingebüßt.

Besonders schmerzhaft dabei: Grund dafür war nicht etwa die massive Ausbuchung alter inaktiver Prepaid-Karten. Stattdessen sind der Telekom im 4. Quartal vor allem Verträge aus dem lukrativen Postpaid-Segment verlorengegangen. Deren Anzahl rutschte in den letzten drei Monaten des Jahres um 525.000 auf 22,3 Millionen ab, die Gesamtzahl der Telekom Mobilfunkverträge belief sich zum Jahresende auf knapp 39 Millionen.

Trotzdem zeigt sich die Deutsche Telekom zufrieden mit ihrem Jahresabschluss. In Hinsicht auf die Mobilfunk-Serviceumsätze hat sie im Vergleich zum Vorjahresquartal nämlich um immerhin 1,8 Prozent zulegen können. Der Gesamtumsatz der Telekom Mobilfunksparte lag im Q4 2014 sogar 7,8 Prozent über dem Vergleichswert aus dem Vorjahr.

Größter Smartphone-Absatz der Firmengeschichte

Darüber hinaus konnte die Telekom einen neuen Rekord verzeichnen, denn im Q4 2014 hat sie so viele Smartphones verkauft wie noch nie zuvor. Nachdem der Anbieter bereits im Q3 2014 knapp an seiner alten Bestmarke vorbeigeschrammt war, konnte er den Smartphone-Absatz im Q4 von diesen 1,35 Millionen nochmals auf über 1,5 Millionen Geräte erhöhen.

Der Gewinnmarge ist der boomende Smartphone-Absatz allerdings - zumindest kurzfristig - erst einmal abträglich, denn die starke Subventionierung der Geräte geht offenbar an die Substanz. Der bereinigte Gewinn vor Steuern und Abgaben (EBITDA) des Telekom Deutschlandgeschäft ist im Q4 2014 um 1,3 Prozent auf 2,0 Milliarden zurückgegangen - und neben hohen Ausgaben für die Markteinführung ihrer neuen MagentaMobil und Magenta Eins Tarife führt die Telekom eben auch den gestiegenen Smartphone-Absatz als Hauptgrund an.


o2 streicht Millionen Karteileichen aus den Büchern

Nach langem Ringen konnte o2 die Übernahme von E-Plus zum 1. Oktober 2014 endgültig offiziell abschließen. Das Q4 2014 ist damit auch das erste Quartal, in dem o2 die konsolidierten Geschäftszahlen des gemeinsamen Unternehmens ausweist. Hier zeigt sich, dass o2 in der Vergangenheit offenbar deutlich striktere Standards bei der Ermittlung seiner Mobilfunkkundenzahlen angelegt hat als E-Plus: Rechnet man nämlich die einzeln ausgewiesenen Kundenzahl aus dem Q3 2014 zusammen, kamen die beiden Netzbetreiber zuletzt auf 45,97 Millionen Mobilfunkverträge. Im Zuge der Neuaufstellung wurde diese Zahl nun kräftig nach unten korrigiert und für das Q4 steht bei o2 nun ein Gesamtbestand von 42,13 Millionen Verträgen in den Büchern - macht einen "Fehlbetrag" von über 3,8 Millionen.

Mit Blick auf das laufende Geschäft bescheinigt sich o2 selbst allerdings eine gute Performance. Auf vergleichbarer Basis sei die Zahl der o2 Mobilfunkverträge im Vergleich zum Vorjahr so um 2,4 Prozent angestiegen. Alleine im Q4 2014 habe Telefónica Deutschland so 318.000 Postpaid-Kundenverträge hinzugewonnen. Diesem Zugewinn steht allerdings ein Minus von 428.000 E-Plus Vertragskunden entgegen, das sich vor allem aus der Vereinheitlichung der angewendeten Zählung ergibt. Nach der neuen Rechnung hat o2 das Gesamtjahr 2014 mit 18,774 Mio. Postpaid-Mobilfunkverträgen abgeschlossen.

Es dürfte übrigens durchaus interessant werden, wie sich die Zahl der o2 Mobilfunkkunden im neuen Jahr weiterentwickelt. Denn nach dem Sprung an die Spitze will sich das Unternehmen 2015 eigenen Angaben zufolge weniger auf die Neukundengewinnung, sondern verstärkt auf seine bestehende Kundenbasis konzentrieren. Hier soll vor allem die Monetarisierung der weiterhin stark steigenden Datenvolumina vorangetrieben werden.

Marktgeschehen im Q4 2014 in Stichpunkten

  • Telefónica legt erstmals konsolidierte Zahlen für o2 und E-Plus vor
  • Gesamtzahl der Mobilfunkverträge sinkt um 4,7 Mio. auf 112,6 Mio.
  • o2 ist nun kundenstärkster deutscher Mobilfunknetzbetreiber
  • Anteil der Postpaid Mobilfunkverträge erstmals über 50-Prozent-Marke
  • Deutsche Telekom verzeichnet ihren bisher höchsten Smartphone-Absatz

Aber welcher Netzbetreiber ist wirklich Herr im Ring?

Telefónica mag inzwischen die meisten Mobilfunkverträge vereinen, die eindeutige Nummer Eins auf dem deutschen Mobilfunkmarkt ist o2 deshalb aber noch lange nicht. Warum, das zeigt sich zum Beispiel beim Blick auf die Mobilfunk-Serviceumsätze der drei Netzbetreiber. Hier rangiert o2 nämlich trotz der weitaus höchsten Kundenzahl mit einem Serviceumsatz von 1,39 Milliarden Euro im Q4 2014 lediglich auf dem dritten Platz.

Netzbetreiber Mobilfunkverträge insgesamt Postpaid-Verträge Serviceumsatz Mobilfunk ARPU

o2

42,1 Mio.

18,8 Mio.

1,39 Mrd. €

10,9 €/Monat

Telekom

39,0 Mio.

22,3 Mio.

1,68 Mrd. €

14,4 €/Monat

Vodafone

31,5 Mio.

15,9 Mio.

1,54 Mrd. €

15,1 €/Monat

Kennzahlen aus dem Q4 2014

Postpaid-Verträge dominieren erstmals Mobilfunkmarkt

Ein entscheidender Grund hierfür ist die Zusammensetzung des o2 Kundenstamms. Denn der Anteil der wesentlich lukrativeren Postpaid-Verträge liegt bei o2 - anders als bei den beiden Konkurrenten - noch deutlich unter 50 Prozent. Im Zuge der Fusion mit E-Plus hat sich dieses Ungleichgewicht sogar noch deutlich verstärkt. Die höchsten Serviceumsätze fährt so auch die Deutsche Telekom ein, die einen besonders hohen Postpaid-Anteil von 57 Prozent aufweist.

Selbst Vodafone kann o2 beim Mobilfunk-Serviceumsatz noch übertrumpfen. Zwar kommt Vodafone in absoluten Zahlen auf die wenigsten Mobilfunkverträge, dafür verfügt der aktuell kleinste Netzbetreiber über den mit Abstand "wertigsten" Kundenstamm. Der durchschnittliche monatliche Umsatz pro Kunde (ARPU) nämlich liegt bei Vodafone im Bereich von 15,10 Euro. Der durchschnittliche o2 Mobilfunkvertrag wiederum generiert lediglich vergleichsweise magere 10,90 €/Monat Umsatz.


Vodafone fürs Erste abgeschlagen, aber zuversichtlich

Es gab eine Zeit, da kämpfte Vodafone Kopf an Kopf mit der Telekom um die Vorherrschaft auf dem deutschen Mobilfunkmarkt. Das aber ist inzwischen eine ganze Weile her und seitdem ist Vodafone nicht nur in Hinsicht auf die Kundenzahl deutlich zurückgefallen. Allerdings hat sich Vodafone viele Versäumnisse eingestanden und gerade über das letzte Jahr hinweg hart an seiner Netzinfrastruktur und seinem Service gearbeitet.

Diese Bemühungen haben inzwischen auch begonnen, Früchte zu tragen. So verweist das Unternehmen sichtlich stolz auf den aktuellen Netztest des Fachmagazins Connect. Hier nämlich konnte sich Vodafone als einziger Netzbetreiber im Vergleich zum Vorjahr verbessern und hat den Abstand zum Testsieger Telekom um die Hälfte verkürzt. Natürlich war dies letztlich nur eine Momentaufnahme - immerhin stehen aktuell die Zusammenlegung der beiden E-Netze sowie die Vergabe neuer Mobilfunkfrequenzen an. Aber auch laut den Connect-Testern hat Vodafone "einen gigantische[n] Schritt nach vorn" gemacht.

Auch im Q4 2014 war die Gesamtzahl der Vodafone Mobilfunkverträge insgesamt rückläufig und ist um weiter 196.000 auf 31,5 Millionen gefallen. Trotzdem konnte Vodafone im Hinsicht auf die Kundenentwicklung zum Jahresende einen deutliche Erfolg feiern. Die Zahl der Vodafone Postpaid-Verträge legte im Q4 mit einem effektiven Plus von 235.000 nämlich so stark zu wie seit fünf Jahren nicht mehr. Mit 15,86 Millionen hat sie damit den höchsten Stand seit Anfang 2011 erreicht.

Newsberichte zum Q4 2014



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