Geschäftsbericht 2023
1&1 Mobilfunk im Q4 2023: Neuer Netzbetreiber mit Standortnachteil
Es ist geschafft - 1&1 ist der neue vierte Netzbetreiber für Deutschland. Nach dem verstolperten Start hat der Anbieter allerdings viel aufzuholen. Nicht nur müssen jetzt rasch die 5G Antennen sprießen, auch die Millionen bestehenden Kunden müssen nun ins eigene Netz gebracht werden.
Wachstumsmotor läuft weiter auf Hochtouren
Auch 2023 ist die Zahl der 1&1 Mobilfunk-Kundenverträge kräftig angestiegen. Über das gesamte Kalenderjahr hinweg konnte 1&1 um 570.000 auf insgesamt 12,25 Millionen Mobile Internet Verträge zulegen. Alleine im Q4 2023 belief sich der Netto-Zuwachs dabei auf rund 150.000 Kundenverträge.
1&1 Access-Geschäft im Q4 2023
- Mobilfunk-Kundenverträge:
12,25 Mio. (+ 150.000) - Breitband-Kundenverträge:
4,01 Mio. (+/- 0) - Serviceumsatz:
824,3 Mio. € (+ 4,5%)
1&1 Netz gestartet: Endlich echter Netzbetreiber
Den Start seines eigenen Mobilfunknetzes hatte 1&1 nochmals verschieben müssen. Statt im September 2023 konnte der Startschuss schließlich am 8. Dezember 2023 fallen.
Damit ist das 1&1 Handynetz inzwischen voll funktionsfähig - besonders groß ist es allerdings noch nicht. Zwar ist es 1&1 gelungen, sich bis zum Ende des Q4 2023 1.062 Antennenstandorte zu sichern, von diesen waren zu diesem Zeitpunkt allerdings erst 243 Standorte überhaupt mit Basisstationen ausgerüstet.
Immerhin hat der 1&1 Netzausbau 2024 nun deutlich an Fahrt aufgenommen. So soll sich die Zahl der Standorte zum bevorstehenden Ende des Q1 2024 nun auf rund 1.350 belaufen. Davon sollen dann etwa 600 bereits mit Basisstationen bestückt sein sein. Die notwendige Anbindung ans Glasfasernetz wiederum wird erst an 200 Standorten realisiert sein. Nur, wo alle drei Voraussetzungen geschaffen sind, kann auch tatsächlich der Betrieb aufgenommen werden.
Zwei Jahre Verspätung für den ersten Ausbau-Meilenstein
Damit legt 1&1 noch weit hinter den ursprünglichen Plänen zurück. Nach den Vorgaben der Bundesnetzagentur (BNetzA) hätte 1&1 bereits Ende 2022 mindestens 1.000 aktive 5G Standorte vorweisen müssen. Für diese Verfehlung dürfte 1&1 ein Bußgeld in noch unbekannter Höhe ins Haus stehen. Gleichzeitig muss geklärt werden, inwiefern sich der hauptsächliche Standort-Lieferant Vantage Towers für die Verzögerungen verantwortlich zeigen muss (siehe auch SMARTWEB Mobilfunkreport 2023).
Für 2024 sieht die Zielsetzung nun wie folgt aus: Bis Jahresende sind rund 3.000 passive Antennenstandorte angepeilt. Die Zahl der aktiven Standorte soll bis dahin schließlich auch die von der BNetzA geforderten 1.000 überschreiten.
Auch danach wird für 1&1 keine Ruhepause drin sein, denn als nächste Ausbauverpflichtung sieht die BNetzA eine Abdeckung von 25 Prozent der deutschen Haushalte vor, bis Ende 20230 muss die eigene 1&1 5G Netzabdeckung 50 Prozent erreichen. Für diese erste Ausbaustufe bis 2030 plant 1&1 mit insgesamt 12.600 Antennen. Es liegt also noch ein weiter Weg vor dem frischgebackenen vierten Netzbetreiber.
Während das eigene Netz hoffentlich wächst und gedeiht, ist 1&1 auf National Roaming angewiesen, um seinen Nutzern eine bundesweite Netzabdeckung bieten zu können. Hier hat der Netzbetreiber wichtige Weichen gestellt. Zum einen wurde die im Mai 2021 geschlossene Roaming-Vereinbarung mit Telefónica im Oktober 2023 um den 5G Zugang für 1&1 Nutzer ergänzt. Das jedoch ist nur eine Zwischenlösung, denn noch dieses Jahr wird 1&1 den Roaming-Partner wechseln. Frühestens ab Sommer, spätestens aber ab Oktober 2024 wird das Roaming Schritt für Schritt auf Vodafone umgestellt werden.
Ausblick: Kundenmigration wird Wachstum bremsen
Der Aufbau der eigenen Mobilfunk-Standorte ist aber nur ein Teilaspekt der anstehenden Mammutaufgabe. Während das 1&1 5G Netz in den ersten Wochen noch ausschließlich von Neukunden genutzt wurden, werden seit Anfang 2024 auch Bestandskunden auf das neue Netz überführt.
Der gesamte Migrationsprozess soll bis Ende 2025 abgeschlossen werden. Das ist bei über 12 Millionen bestehenden Vertragsverhältnissen durchaus ambitioniert. Selbst, wenn 1&1 absolutes Vollgas gibt, sind dem Überführungs-Tempo feste Grenzen gesteckt: Über die Dienstleister für Rufnummernportierung kann 1&1 beispielsweise maximal 50.000 Kunden pro Tag abwickeln, also etwa 1 Million pro Monat.
Der Migrationsprozess wird unweigerlich zum Wegfall einer erheblichen Zahl an Altverträgen führen, weshalb 1&1 seine Wachstumserwartungen für die nächsten beiden Jahre auch bewusst zurückschraubt. Für 2024 rechnet der Anbieter so mit einem Netto-Zuwachs von "lediglich" 200.000 bis 300.000 neuen Verträgen. Ab 2026 soll sich die Kundenentwicklung dann wieder normalisieren.
Infos zum Abschneiden der Festnetz-Sparte von 1&1 gibt es im folgenden DSLWEB Newsbericht zum Thema: 1&1 DSL im Q4 2023 - Zum Jahresende geht die Wette auf
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