Kopie oder Original? China entwickelt eigenes Smartphone OS

Noch dominiert Android auf dem Smartphone Markt in China. Das Institut für Software an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (ISCAS) will dies allerdings ändern. Dafür entwickeln die Forscher aktuell ein eigenes Betriebssystem namens COS (China Operating System), das auf Linux basiert und speziell auf Sprache und regionale Gewohnheiten des Landes abgestimmt ist. Langfristig soll es China komplett frei von Importbetriebssystemen machen.

Westliche Software unerwünscht
Zu unsicher, zu fragmentiert und im Fall von iOS zu verschlossen. Kritikpunkte finden die Entwickler des China Operating Systems zu Hauf, geht es um die bisher dominierenden Smartphone Betriebssysteme. Ihr eigenes OS hingegen soll nutzerfreundlich, sicher und vor allem besser angepasst an die chinesische Sprache sowie gesellschaftliche Gepflogenheiten sein. Dass COS in Zukunft nicht nur auf Smartphones und Tablets sondern auch auf Desktop PCs und TV Set-Top-Boxen laufen soll, hat aber noch ganz andere Gründe, die in Wahrheit wohl entscheidender sind als die oben aufgeführten.

China verspricht sich von dem eigenen Betriebssystem vor allem zwei Dinge: Die Unabhängigkeit von westlicher Software sowie eine stärkere Kontrolle der Inhalte, die Nutzer auf ihren Geräten speichern. Ein weiteres Argument ist die erhebliche Umsatzspanne, die mit COS erzielt werden könnte.

Immerhin gehört China zu den wichtigsten Wachstumsmärkten. China Mobile beispielsweise gilt nicht nur als größter Mobilfunkanbieter der Welt, sondern zählt zudem auch rund 700 Millionen Mobilfunkkunden. Darüber hinaus dürfte es kaum problematisch sein, zeitnah passende Hardware für COS herzustellen, wird in China doch bereits jetzt der größte Teil aller weltweit vermarkteten Smartphones hergestellt.

Original oder Fälschung?
Bereits Mitte Januar präsentierte das ISCAS eine erste Version des China Operating Systems und stellte passend dazu ein Demo-Video ins Netz. Kritik ließ allerdings nicht lange auf sich warten, zeigen sich im besagten Clip doch deutliche Ähnlichkeiten zum Konkurrenzprodukt aus dem Hause Google. Sogar eine fast einhundertprozentige Übereinstimmung zur Android-Version des Smartphone-Herstellers HTC samt dessen Bedienoberfläche Sense wird COS nachgesagt.

Ein am China Operating System beteiligter Wissenschaftler stritt dies jedoch in einem Bericht der staatlichen Zeitung Global Times vehement ab. Allein die Basis sei ein Linux-Kernel, allen darüber liegenden Schichten von COS spricht der Entwickler Originalität zu.